Fast klassischer Western um große Gefühle, Rache und Vergebung
Die eigensinnige Immigrantin Vivienne Le Coudy (Vickie Krieps) hat in San Francisco mit einem besserwisserischen Langeweiler angebandelt, dessen einziger Vorzug seine dicke Brieftasche ist. Da ist der aus Dänemark stammende Kriegsveteran und Tischler Holger Olsen (Viggo Mortensen) schon ein ganz anderes Kaliber. Vivienne folgt ihm spontan in das Städtchen Elk Flats, wo er ein kleines Haus besitzt und mit dem Bau von Scheunen seinen Lebensunterhalt verdient. Vivienne will ihr eigenes Leben führen und das dazu nötige Geld selbst verdienen. So nimmt sie, gegen Olsens Willen, einen Job im örtlichen Saloon an. Ebenso spontan, wie Vivienne ihm gefolgt ist, entscheidet sich Olsen, auf der Seite der Union im Bürgerkrieg zu kämpfen, und lässt Vivienne in Elk Flats allein zurück. Als er nach Jahren endlich zurückkehrt, ist viel – zu viel – passiert … mit Vivienne, die dem brutalen Rancherssohn Weston Jeffries ausgeliefert war, von dem sie nach einer Vergewaltigung ein Kind bekommen hat, und mit Olsen, der über seine Kriegserlebnisse beharrlich schweigt. Die beiden versuchen, von vorn anzufangen.
Im Grunde genommen erzählt „The Dead Don’t Hurt“ eine einfache Geschichte von zwei Menschen, die nicht nur einander lieben, sondern auch ihre Unabhängigkeit. Und diesen Zwiespalt können sie letztlich nicht überwinden. Dabei ist die Domestizierung des seine Freiheit über alles liebenden Westerners ein klassisches Thema des Genres. Mit Vivienne Le Coudy gibt es hier auch eine Frau als Heldin, die weder ihren Mann domestizieren möchte noch selbst domestiziert werden will. Dabei behält Vivienne ihre Geheimnisse, es bleibt offen, wohin Vivienne mit ihrer hart erkämpften Freiheit eigentlich will oder was sie sucht. Ist sie vielleicht einfach süchtig nach dem Leben, weil sie ahnt, dass ihr womöglich nicht viel Zeit bleibt? Beide Hauptpersonen, sowohl Vivienne als auch Olsen, sind einigermaßen rätselhaft, was ihre Handlungen und ihr Inneres betrifft: Was diesen verschlossenen Mann am Kriegshandwerk und am Soldatenleben derart fasziniert, dass er seine große Liebe jahrelang allein lässt, bleibt im Dunkeln. Vielleicht ist es seine Vorstellung von Männlichkeit und Freiheit, die ihn in den Krieg ziehen lassen. Oder vielleicht langweilt er sich auch, wenn er zu lange an einem Ort lebt.
Viggo Mortensen erzählt seine Geschichte in einem gelegentlich durchaus verwirrenden Geflecht von Rückblenden und in unterschiedlichen Erzählsträngen. Er beginnt mit Viviennes Tod und entwickelt die Handlung von dort aus zurück. Das verleiht dem Film eine gewisse Faszination, macht ihn aber auch manchmal unübersichtlich und verwirrend. Hier ist dann die Aufmerksamkeit des Publikums gefragt. Vivienne, die von einem strahlenden Ritter träumt, der sie einst retten wird – und von Blumen, die in der kalifornischen Wüste gedeihen, gewinnt im Verlauf immer mehr an Kraft. Vielleicht auch, weil der Autor und Regisseur Mortensen seinen epischen Film darauf anlegt, was ihr früher Tod mit Olsen macht. Der mutiert dann zwar nicht direkt zu dem Ritter aus Viviennes Träumen, doch es gelingt ihm immerhin, einige seiner Fesseln abzuwerfen.
Viggo Mortensen, der nicht nur für Regie, Drehbuch, sondern auch für die Filmmusik verantwortlich zeichnet, setzt auf grandiose Western-Bilder, auf Szenen von großer emotionaler Dichte, auf ein paar herrlich lakonische Oneliner und auf die Schauspielkunst von Vickie Krieps. Ihr gelingen hier ein paar große Kinomomente. Allein schon ihr Blick voller Verachtung, Spott und Liebe, wenn sie Olsen „Wie war dein Krieg?“ fragt, ist unvergesslich.
Mit „The Dead Don’t Hurt“ stellt Viggo Mortensen einige richtige und wichtige Fragen zu Themen wie Verantwortung, Schuld und Rache, auf die es keine einfachen Antworten gibt. Und er verpackt alle diese Fragen mit großer Professionalität zwischen den Konventionen des Genres. Western-Fans können sich freuen! (programmkino.de)
Im Grunde genommen erzählt „The Dead Don’t Hurt“ eine einfache Geschichte von zwei Menschen, die nicht nur einander lieben, sondern auch ihre Unabhängigkeit. Und diesen Zwiespalt können sie letztlich nicht überwinden. Dabei ist die Domestizierung des seine Freiheit über alles liebenden Westerners ein klassisches Thema des Genres. Mit Vivienne Le Coudy gibt es hier auch eine Frau als Heldin, die weder ihren Mann domestizieren möchte noch selbst domestiziert werden will. Dabei behält Vivienne ihre Geheimnisse, es bleibt offen, wohin Vivienne mit ihrer hart erkämpften Freiheit eigentlich will oder was sie sucht. Ist sie vielleicht einfach süchtig nach dem Leben, weil sie ahnt, dass ihr womöglich nicht viel Zeit bleibt? Beide Hauptpersonen, sowohl Vivienne als auch Olsen, sind einigermaßen rätselhaft, was ihre Handlungen und ihr Inneres betrifft: Was diesen verschlossenen Mann am Kriegshandwerk und am Soldatenleben derart fasziniert, dass er seine große Liebe jahrelang allein lässt, bleibt im Dunkeln. Vielleicht ist es seine Vorstellung von Männlichkeit und Freiheit, die ihn in den Krieg ziehen lassen. Oder vielleicht langweilt er sich auch, wenn er zu lange an einem Ort lebt.
Viggo Mortensen erzählt seine Geschichte in einem gelegentlich durchaus verwirrenden Geflecht von Rückblenden und in unterschiedlichen Erzählsträngen. Er beginnt mit Viviennes Tod und entwickelt die Handlung von dort aus zurück. Das verleiht dem Film eine gewisse Faszination, macht ihn aber auch manchmal unübersichtlich und verwirrend. Hier ist dann die Aufmerksamkeit des Publikums gefragt. Vivienne, die von einem strahlenden Ritter träumt, der sie einst retten wird – und von Blumen, die in der kalifornischen Wüste gedeihen, gewinnt im Verlauf immer mehr an Kraft. Vielleicht auch, weil der Autor und Regisseur Mortensen seinen epischen Film darauf anlegt, was ihr früher Tod mit Olsen macht. Der mutiert dann zwar nicht direkt zu dem Ritter aus Viviennes Träumen, doch es gelingt ihm immerhin, einige seiner Fesseln abzuwerfen.
Viggo Mortensen, der nicht nur für Regie, Drehbuch, sondern auch für die Filmmusik verantwortlich zeichnet, setzt auf grandiose Western-Bilder, auf Szenen von großer emotionaler Dichte, auf ein paar herrlich lakonische Oneliner und auf die Schauspielkunst von Vickie Krieps. Ihr gelingen hier ein paar große Kinomomente. Allein schon ihr Blick voller Verachtung, Spott und Liebe, wenn sie Olsen „Wie war dein Krieg?“ fragt, ist unvergesslich.
Mit „The Dead Don’t Hurt“ stellt Viggo Mortensen einige richtige und wichtige Fragen zu Themen wie Verantwortung, Schuld und Rache, auf die es keine einfachen Antworten gibt. Und er verpackt alle diese Fragen mit großer Professionalität zwischen den Konventionen des Genres. Western-Fans können sich freuen! (programmkino.de)
FSK 12
Land/Jahr:
USA/MEX 2023
Länge:
129 Min.
Regie:
Viggo Mortensen
Darsteller:
Vickie Krieps, Viggo Mortensen, Sally Mcleod