Kinoptikum

PETRA KELLY - ACT NOW!


MonatsDoku
Fr 11.10. 
18:00 
So 13.10. 
11:00 
Mo 14.10. 
19:00 
Sa 19.10. 
18:00 
Mi 23.10. 
19:00 

Portrait der politischen Aktivistin und Ikone der Friedensbewegung, im Rahmen der LETsDOK-Dokumentarfilmtage
Fr , 11.10. anschließend Filmgespräch mit Regisseurin Doris Metz

Über 40 Jahre gibt es die Grünen inzwischen, seit 40 Jahren setzen sich die Mitglieder der Partei für Umweltschutz, einen nachhaltigeren Umgang mit den Ressourcen ein, weisen auf die drohende Klimakrise hin, die auch Anfang der 80er Jahre zu erahnen war, wenn auch noch nicht mit solcher Wucht wie in der Gegenwart, wo fast monatlich neue Temperaturrekorde aufgestellt werden.
Längst sind die Grünen zu einem festen Teil des bundesdeutschen Parteienspektrums geworden, doch zu mehr als 15-20% reicht es selten, außer in den städtischen Hochburgen. Seltsam, denn eigentlich ist das Bewusstsein für den Klimawandel in weiten Teilen der Bevölkerung gewachsen, wird langsam sogar den meisten CDU-Abgeordneten klar, das immer häufigere Hochwasser oder Hitzetage nicht einfach nur Wetter sind, sondern Zeichen des Klimawandels.
Als die Grünen gegründet wurden, befand sich die Umweltbewegung noch in ihren Anfängen, wurden Proteste gegen Atomkraft eher als randständig betrachtet. Damals ganz vorne dabei war Petra Kelly, eines der Gründungsmitglieder der Grünen, die auch 30 Jahre nach ihrem Tod eine der schillerndsten Gestalten der Umweltbewegung bleibt.
Die Dokumentarfilmerin Doris Metz hat für ihren Film vielfältiges Dokumentarmaterial zusammengetragen, Interviews mit Weggefährten und Zeitzeugen wie Otto Schily oder Eva Quistorp geführt, aber auch mit Aktivistinnen aus der heutigen Zeit, vor allem Luisa Neubauer. Petra Kelly wird durch diesen grundsätzlich neutralen, aber doch unweigerlich hagiographischen Blick zu so etwas wie einer Ikone des modernen Umweltschutzes, die schon zu einem Zeitpunkt erkannte, was wichtig ist, bevor fast alle anderen Deutschen daran dachten, Energie zu sparen oder auf Fernflüge zu verzichten.
Unterschwellig deutet sich langsam jedoch auch an, wie sehr Kelly der Kampf um eine Veränderung der westlichen Lebensvorstellungen psychisch, aber auch physisch belastet hat. Immer wieder und wieder gegen Windmühlen anrennen, Abrüstung zu fordern, sich für Umweltschutz einsetzen und dabei auch noch als Frau dem in den 80er Jahren noch frappierenden Sexismus der Gesellschaft, aber auch dem Parlament ausgesetzt zu sein, war für Kelly offensichtlich extrem belastend.
Wie sehr diese Belastung in ihren letzten Lebensjahren bestimmte, nachdem sie 1990 aus dem Bundestag ausgeschieden war, kann auch Doris Metz nur ahnen und andeuten. Erst recht wenn es um das tragische Ende ihrer Beziehung mit dem ehemaligen Bundeswehrmajor Gert Bastian geht, der den extremen Weg von einem Wehrmachtssoldaten, der an der Ostfront verwundet wurde, zu einem Mitglied der Friedensbewegung und den Grünen durchlebte. Im Oktober 1992 wurden die Leichen von Bastian und Kelly in ihren Haus in Bonn gefunden, anfangs war noch fast romantisch von einem Doppelselbstmord die Rede, was allerdings ohne Abschiedsschreiben und der Tatsache, das Bastian Kelly wohl im Schlaf erschoss, bevor er die Pistole gegen sich selbst richtete, etwas bizarr anmutet. Was genau passierte, wie und warum Kelly ums Leben kam, wird sich wohl nie mit Genauigkeit sagen lassen. Die Rätsel ihres Todes passen jedoch zu einem Leben, das vom Kampf um Klimagerechtigkeit geprägt war, lange bevor Luisa Neubauer und Co. diesen Begriff in die Mitte der Gesellschaft brachten. Man muss sich wünschen, dass er jetzt endlich gehört wird und nicht wie vor 40 Jahren bei Petra Kelly vom tagespolitischen Geschäft übertönt wird. Mit ihrem Dokumentarfilm „Petra Kelly – Act Now!“ zeichnet Doris Metz leben und sterben einer der ikonischsten Figuren der Grünen nach, deren konsequentes Handeln manchen zeitgenössischen Parteigenossen ein Vorbild sein sollte. (programmkino.de)

Land/Jahr: 
D 2024
Länge:
95 Min.
Regie:
Doris Metz