Kinoptikum Landshut
DAS BLAU DES KAFTANS - Le Bleu du Caftan OmU/DF
Fr 26.05. 
18:00(frz. OmU) 
Sa 27.05. 
20:30(DF) 
Mi 31.05. 
19:00(frz. OmU) 
Fr 02.06. 
18:00(DF) 
Do 08.06. 
20:30(frz. OmU) 
FSK 12
Man muss kein Schneider sein, um sich unter dem Kaftan etwas vorstellen zu können: Ein einfühlsames Kammerspiel inmitten traditioneller Welten und Werkstätten.
„Ein Kaftan muss denjenigen, der ihn trägt, überleben.“ Es ist der Maßschneider Halim (Saleh Bakri), der diesen Anspruch an seine teils schon kunsthandwerkliche Schneiderarbeit definiert. Zusammen mit seiner Frau Mina (Lubna Azabal) betreibt er in der Medina einer marokkanischen Stadt ein Atelier für die in feinster Handarbeit genähten traditionellen Gewänder. Die Auftragslage ist gut, zu zweit kommen sie kaum hinterher, zumal Mina mit den Folgen einer schweren Krankheit zu kämpfen hat. Verlässliche Mitarbeiter zu finden allerdings ist schwer. Mit Youssef (Ayoub Missioui) findet das seit über 25 Jahren verheiratete Paar aber eines Tages dann doch einen talentierten Lehrling, der handwerklich geschickt ist. Mina beobachtet, wie sich zwischen dem Azubi und ihrem Mann bald ein über das Geschäftliche hinausgehendes Verhältnis entwickelt.
Die marokkanische Ex-Journalistin und Regisseurin Maryam Touzani, deren 2019 entstandenes Spielfilmdebüt „Adam“ über eine alleinerziehende Bäckersfrau, die einer Schwangeren Asyl gewährt, vor noch nicht allzu langer Zeit in deutschen Kinos lief - auch damals mit Lubna Azabal, die 2010 für Denis Villeneuve in „Incendies“ die Frau, die singt, war, in der Hauptrolle – breitet ihre Geschichte so sanft und samten aus wie den blauen Stoff eines Kaftans in der Eingangssequenz. Sie erzählt von der Homosexualität eines Mannes, der sein Verlangen bei regelmäßigen Besuchen im Hamam auslebt, den Anschein einer intakten Ehe aber dahingehend währt, indem er seine Gattin Mina mit ins Caféhaus nimmt, wo sie die einzige Frau unter den Gästen ist. Mina ist sich der Gefühle ihres Mannes bewusst, trotzdem kann sie eine leichte Eifersucht nicht unterdrücken, als Lehrling Youssef in ihrer Lebenswelt auftaucht und sich ihr Mann zu verändern scheint.
Homosexuelle Handlungen sind in Marokko bis heute unter Strafe gestellt. Touzani zeigt das Begehren deshalb bewusst diskret, bleibt mit der Kamera draußen, wenn Halim mit einem Sexpartner hinter der Türe einer Hamam-Einzelkabine verschwindet. Sie bleibt aber auch ebenso dezent, was die Schilderung der Krankheit Minas oder persönliche Aspekte der Vergangenheit ihres Mannes wie auch Youssufs, dessen Figur am wenigsten beleuchtet wird, anbelangt. Wie Halim feststellt, sorgt seine Frau durch die Wandlung, die sie im Laufe des Films vollzieht dafür, dass das mögliche Konfliktpotenzial im privaten Rahmen versteckt bleibt. Und genau hierin liegt die große Kraft dieses zurückhaltenden, vielschichtigen und von Blicken und Gesten lebenden sowie einer auf sinnliche Weise das Kaftanschneidern in Details beschreibenden Drei-Personen-Stücks: es erzählt von einer Liebe, die wie ein Kaftan ein Leben überdauert.
(programmkino.de)
Land/Jahr: 
F/MAR/B 2022
Länge:
124 Min.
Regie:
Maryam Touzani
Darsteller:
Lubna Aznabal, Saleh Bakri, Ayoub Missioui
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